Lausitzer Rundschau: Zu Chirac/Blair/Nato: Viele Worte um wenig
Cottbus (ots) -
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Chirac/Blair/Nato:
Manchmal vertuschen allzu viele Worte das Wesentliche: Mehr als zehn Themen zählte Großbritanniens Premierminister Tony Blair bei der Pressekonferenz nach dem Londoner Mini-Gipfel mit seinem französischen Kollegen Jacques Chirac auf, über die man "intensiv" diskutiert habe, vom Irak über das Kyoto-Protokoll bis zu mehr Engagement auf dem afrikanischen Kontinent. Konkrete Ergebnisse aber konnte er nicht nennen. Den europäischen Erwartungen wurden sie damit nicht gerecht, denn von der Unterredung in London sollte vor allem ein konkretes Signal für die künftige europäische Verteidigungsstrategie ausgehen. Blair, der so gerne sein Image als "Schoßhund" und "Pudel" von US-Präsident Bush loswerden würde, hat sich ein weiteres Mal gedrückt und nur vage erklärt, eine Konkurrenz zwischen Nato und EU-Truppen werde es ebenso wenig geben wie eine von der Nato abhängige europäische Verteidigung. Kein Wort über einen möglichen Standort der künftigen EU-Truppen oder Strategien. Der große Plan einer europäischen Sicherheits- und Verteidigungsunion bleibt damit weiter auf Warteposten, blockiert von London. Enttäuschender hätte dieses Treffen nicht ausgehen können. Chirac, der beim Thema EU-Verteidigung gemeinsam mit Deutschland schon lange auf konkrete Schritte drängt, tröstete sich mit der diplomatischen Minimalfloskel: "Wenn man Vertrauen hat, wird sich eine Lösung finden." In Sachen Irak hatte er zumindest den Mumm, die aktuelle Politik der amerikanisch-britischen Koalition als "unvollkommen" zu kritisieren, weil die Übergangsphase bis zur geplanten Machtübergabe an die Iraker im kommenden Sommer zu lang und die Rolle der Vereinten Nationen immer noch nicht genau definiert sei. Blair hingegen blieb der "Pudel". Es gelang ihm beim Treffen mit Chirac nicht, glaubwürdig zu vermitteln, dass er den Anschluss an Europa nicht verpassen will.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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