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Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)

Prädikat "besonders wertvoll" für Casey Affleck in MANCHESTER BY THE SEA/Kinostart mit höchstem Prädikat auch für Kinder-Dokumentarfilm NICHT OHNE UNS und Shyamalans Psycho-Thriller SPLIT

Wiesbaden (ots)

Lee Chandler wurde von einem Tag auf den anderen alles genommen, was er liebte. Seitdem hat er sich zurückgezogen, auch seine Heimatstadt ließ er zurück. Als er plötzlich durch den Tod seines Bruders testamentarisch zum Vormund seines 16jährigen Neffen Patrick wird, dauert es lange bis die beiden Zugang und Vertrauen zueinander finden und auch Lee einen Weg zurück ins Leben findet. Die fünfköpfige Expertenrunde der FBW verleiht dem meisterlichen Drama MANCHESTER BY THE SEA (Start: 19. Januar), für dessen Hauptrolle Casey Affleck gerade mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde, einstimmig das höchste Prädikat "besonders wertvoll". In ihrem Gutachten schreibt sie: "Kenneth Lonergan inszeniert diese Familiengeschichte konsequent unspektakulär mit einem absolut passenden Erzählrhythmus. Mit eindrucksvollen Rückblenden entwickelt sich das Leben von Lee in kleinen Schritten vor den Augen des Zuschauers, nie ohne die Spannung dabei zu verlieren. Fasziniert beobachtet man, wie die Strukturen einer scheinbar heilen Welt in sich zerfallen und wie ein Mann seinen großen Verlust in Schuldgefühlen erstickt, ohne diese aber nach außen tragen zu können. Ein herausragend ausgefeiltes Drehbuch bildet die Grundlage für einen atmosphärisch außergewöhnlich dicht inszenierten Film. Überragend dabei die schauspielerische Leistung. Kameraführung, Montage und musikalische Begleitung bringen sich entsprechend dem hohen Niveau des Films gleichermaßen ein."

In NICHT OHNE UNS! (Start: 19. Januar), einem Dokumentarfilm für Kinder, begleitet die Filmemacherin Sigrid Klausmann Kinder auf der ganzen Welt auf ihrem Weg zur Schule. Doch bei den Gesprächen mit den Kindern geht es dem Film um viel mehr als nur die unterschiedlichen Alltagsbedingungen aufzuzeigen, die es den Kindern manchmal schwer und manchmal schier unmöglich machen, Bildung zu erhalten. Der Film zeigt auch und vor allem, wie überraschend reflektiert Kinder mit ihrer Lebenssituation umgehen. "Klausmann konzentriert sich konsequent auf die Kinder - und dadurch bekommt man einen intensiven Eindruck sowohl von den einzelnen Individuen wie auch von den Zuständen, unter denen sie leben. Der Film ist prall gefüllt mit wahrhaften, erschütternden, philosophischen und spielerischen Momenten, und Sigrid Klausmann präsentiert sie wie in einem Kaleidoskop. Dabei sorgen der fließende Schnitt und die beruhigend stimmungsvolle Musik dafür, dass der Film trotz der ständigen Wechsel nie hektisch oder überfüllt wirkt. Bei älteren wie bei jungen Zuschauern weckt der Film Empathie für seine kleinen Protagonisten, die sich so verletzlich und zugleich voller Energie, Hoffnung und Neugierde darum bemühen, etwas zu lernen und so ihr Leben und die Zukunft zu gestalten." Die Jury vergibt das Prädikat "besonders wertvoll". Auch die Jugend-Filmjury der FBW empfiehlt den Film mit 4,5 Sternen für Kinder ab 12 Jahren, "weil er anspruchsvoll ist und auch schwierige Themen anspricht".

Kevin leidet unter einer dissoziativen Identitätsstörung. 23 Identitäten schlummern in seinem Unterbewusstsein. Und eine 24. Identität, die alle anderen nur "die Bestie" nennen, steht kurz vor dem Ausbruch. Nun ist auch Kevins Psychiaterin der Situation hilflos ausgeliefert - genau wie die drei Mädchen, die Kevin gerade entführt hat und die nun in einem Bunker in Todesangst darauf warten, was mit ihnen geschieht. Mit SPLIT (Start: 26. Januar) ist M. Night Shyamalan erneut ein Psychothriller gelungen, der bis zur letzten Minute fesselt und überrascht. Die FBW-Jury zeichnet den Film im Genre des Psychothrillers mit dem höchsten Prädikat "besonders wertvoll" aus und lobt in ihrer Begründung die große Leistung des Regisseurs, dem es gelingt, die Hauptmotive seiner bisherigen Filme zusammenzupacken und sie "zu einer fesselnden und zeitweise an den Nerven zehrenden Story" zu verdichten. Der Film bedient dabei "alle Erwartungen der Fans des Genres" und vereint "den subtilen Suspense eines Hitchcock virtuos mit Konventionen des Horrorfilms, um psychische und blutige Gewalt auszustellen. Auch die Schauspieler lobt die Jury explizit in ihrer Begründung für das Prädikat, insbesondere die "Neuentdeckung Anya Taylor-Joy als entführtes Mädchen, die ihrem Peiniger die Stirn bietet, und James McAvoy, der eben jenen Peiniger grandios spielt und mühelos innerhalb einer Szene in verschiedene Identitäten eines Menschen schlüpft und dabei unterschiedliche Gemütslagen zeigt".

Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.

Die Jugend Filmjurys der FBW sind mit 10-14-jährigen Schülerinnen und Schülern besetzt. Sie sind an insgesamt acht Standorten in Deutschland etabliert und sichten vor Kinostart das Filmprogramm für 5-14-jährige. Die mit 3-5 Sternen empfohlenen Filme werden auf der Homepage www.jugend-filmjury.com veröffentlicht.

Prädikatsfilme vom 19. bis 26. Januar 2017

Manchester by the Sea

Spielfilm, Drama. USA 2016.

Eigentlich hat Lee mit seiner Heimatstadt schon längst abgeschlossen. Er lebt in Boston, arbeitet als Hausmeister und ist wenig bis gar nicht an zwischenmenschlichem Kontakt interessiert. Doch dann stirbt sein älterer Bruder Joe und Lee wird zum Vormund für seinen 16-jährigen Neffen Patrick ernannt. Völlig überfordert mit der Situation muss Lee nun in seiner alten Heimat lernen, mit dieser Verantwortung umzugehen. Und er muss sich dazu noch seiner eigenen konfliktreichen Vergangenheit stellen. Wie ein vielschichtiger Schatz entblättert sich MANCHESTER BY THE SEA von Kenneth Lonergan für den Zuschauer und gibt Ebene für Ebene ein tief berührendes Drama frei, dass seine große Kraft nicht aus Überinszenierung und einer Aneinanderreihung von Höhepunkten zieht, sondern aus einer feinen subtilen Beiläufigkeit, die den Zuschauer in die Handlung hineinzieht. Casey Affleck spielt Lee eindringlich als in sich gekehrten Eigenbrötler, der völlig losgelöst von jeder Art von Emotion erscheint. Doch je länger man ihm auf seinem Weg folgt, desto mehr erkennt man ihn als verlorene Seele und erkennt auch die Tragik seiner Geschichte, die ihm den Boden unter den Füßen fortgerissen hat. Auch Lucas Hedges als Patrick, Michelle Williams als Lees Ex-Frau und Kyle Chandler als dominanter Bruder, dessen übergroßer und überguter Schatten auch nach seinem Tod in der ganzen Stadt spürbar ist, spielen eindrucksvoll. Nicht immer agieren die Figuren als Sympathieträger. Doch, und das zeichnet den Film auch in seiner Inszenierung, Kameraführung und der Atmosphäre und Stimmung des Handlungsortes aus, alle Figuren reagieren und handeln immer authentisch. So entsteht eine Leichtigkeit, die die große Tragödie des Films auf geschickte und reflektierte Weise auffängt und eine Identifikation mit den Figuren ermöglicht. Hierzu nutzt der Film auch ein dramaturgisches Stilmittel und springt in der Erzählung immer wieder zurück in die Vergangenheit, lässt Dialoge unvollendet und zeichnet so das Bild einer Familie, die ihr Happy End nicht im Kitsch, sondern in der Ehrlichkeit findet. Wie ein krasser Gegensatz wirkt der dramatische Score und Soundtrack, der gezielt an manchen Stellen Höhepunkte setzt und so unter die Haut geht. Mit MANCHESTER BY THE SEA ist Kenneth Lonergan ein berührender, wahrhaftiger und zutiefst menschlicher Film gelungen, der in jeder Minute vollends überzeugt.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/manchester_by_the_sea

Nicht ohne uns! Dokumentarfilm, Kinderfilm. Deutschland 2016.

Vincent wohnt mit seiner Familie auf einer Berghütte in Österreich. Einen richtigen gepflasterten Weg runter ins Dorf gibt es nicht. Zur Schule muss Vincent dennoch. Und so macht er sich mit Skiern auf. Skier braucht Sanjana aus Indien nicht. Dafür muss sie andere Hindernisse auf ihrem Weg zur Schule überwinden, denn sie lebt im Rotlichtviertel einer kleineren Stadt. Und Alphonsine kann, wenn sie an der Elfenbeinküste zur Schule geht, nicht mit den anderen am Unterricht teilnehmen. Denn sie muss Essen verkaufen. Schulbildung hält ihre Familie für sinnlos. Vincent, Sanjana und Alphonsine sind nur drei der kleinen Helden aus NICHT OHNE UNS!, einem Dokumentarfilm für Kinder von Sigrid Klausmann. Die Filmemacherin hat auf der ganzen Welt Kinder auf ihrem Weg zur Schule begleitet. Doch bei den Gesprächen mit den Kindern geht es dem Film um viel mehr als nur die unterschiedlichen Alltagsbedingungen aufzuzeigen, die es den Kindern manchmal schwer und manchmal schier unmöglich machen, Bildung zu erhalten. Der Film zeigt auch und vor allem, wie großartig reflektiert Kinder mit ihrer Lebenssituation umgehen. Da gibt es Sai, die mit ihren Eltern aus Indien gekommen ist und nun in New York lebt. Sie ist gut in der Schule und weiß schon jetzt, als kleines Mädchen, dass ihre Chance ein Privileg ist. Sie will später einmal Ärztin werden und ärmeren Menschen helfen. Und da gibt es Jafer, der als Kriegsflüchtling im Irak lebt. Für ihn gibt es nur ein Ziel: Später einmal die Bösen daran hindern, andere zu töten und Krieg zu führen. Der Mut und die Klugheit dieser Kinder und auch die immer durchscheinende kindliche Fröhlichkeit fängt der Film in diesem Kaleidoskop an Eindrücken wunderbar ein. Begleitet wird der Film, dem sorgfältige Recherche zu Grunde liegt, von einem Web-Projekt namens "199 kleine Helden", das das Ziel verfolgt, Kindern und Jugendlichen aus jedem Teil der Erde durch Filme eine Stimme zu geben. Dazu erfüllt der Film noch die wichtige Aufgabe, für Kinder und Jugendliche hier das Fenster zur Welt ein Stückchen zu öffnen. Und um zu zeigen, dass es trotz aller Unterschiede gemeinsame Ziele gibt: Ein gutes Leben. Eine faire Chance. Und Bildung. Denn die Kinder auf der ganzen Welt sind die einzige Garantie für eine bessere Zukunft. Und die Helden in Sigrid Klausmanns Film sagen deutlich: "Wenn es diese Zukunft geben soll, dann nicht ohne uns!" Ein wichtiger Dokumentarfilm mit einer noch wichtigeren Botschaft - empfehlenswert, nicht nur für kleine Helden!

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/nicht_ohne_uns

http://www.jugend-filmjury.com/film/nicht_ohne_uns

Split

Spielfilm, Psychothriller. USA 2016.

In dem Moment, in dem Casey zur Seite schaut, weiß sie, dass etwas Schlimmes geschehen ist. Denn neben ihr, auf dem Fahrersitz, sitzt nicht der Vater ihrer Mitschülerin Claire, der sie beide und Claires Freundin Marsha nach Hause fahren wollte, sondern ein Unbekannter. Kurze Zeit später finden sich die drei Mädchen in einem Bunker wieder. Sie wissen nicht, was der Fremde von ihnen will. Doch sie bekommen das Gefühl, dass sich hinter der Fassade des Mannes mehr verbirgt. 23 mal mehr, um genau zu sein, denn in einem Moment entpuppt sich der Entführer mit gespaltener Persönlichkeit als strenger Sauberkeitsfanatiker, dann wiederum als beherrschte Dame, und immer wieder auch als kleiner Junge namens Hedwig. Während Claire und Marsha verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit suchen, gelingt es Casey, das Vertrauen von Hedwig zu gewinnen. Dieser erzählt ihr sogar ein Geheimnis. Es gibt eine 24. Identität, die kurz vor ihrem Ausbruch steht. Und die alle nur "die Bestie" nennen. In seinem neuen Psychothriller stellt M. Night Shyamalan wieder unter Beweis, dass er die besten Zutaten miteinander verbinden kann, um den Zuschauer mit Spannung, Nervenkitzel und überraschenden Plot-Twists zu unterhalten und zu fesseln. Geführt wird der Zuschauer von Casey, einer introvertierten jungen Frau, die sich als Außenseiterin der Gruppe erweist und doch im Laufe der Geschichte, auch dank eines geschickt in Rückblenden aufgefächerten Kindheitstraumas, zu einer starken Heldin wird, mit der der Zuschauer bis zum Showdown mitfiebert. Newcomerin Anya Taylor-Joy spielt Casey eindrücklich, unschuldig und doch gebrochen. James McAvoy als Entführer mit gespaltener Persönlichkeit liefert als "Gegenspieler" eine beeindruckende schauspielerische Tour-de-Force. Nur die kleinste Verschiebung einer Geste, seiner Haltung oder Mimik, ein veränderter Blick, erwirken innerhalb nur einer einzigen Einstellung die Darstellung verschiedener Persönlichkeiten, die Wandlung von kindlich reiner Seele hin zum von Dämonen besessenen Monster. Durch die empathische Nebenfigur einer Psychiaterin blickt Shyamalan auch auf kluge und reflektierte Weise auf ein Krankheitsbild, über das immer noch vieles im Verborgenen liegt. Die exzellente Kamera von Mike Gioulakis führt den Zuschauer an die Geschichte heran, die genaue Bildkomposition lässt genug Zeit, um der clever gebauten Geschichte zu folgen und lässt den Betrachter doch auch immer wieder atemlos vor Spannung in den kalten Korridoren und dem verlassenen Heizungsraum umherirren. Die bassbetonte und mit vielen Geräuscheffekten durchzogene Soundkulisse tut ihr Übriges, um den Puls des Betrachters zu erhöhen. SPLIT ist grandios gespielt, intelligent geschrieben und sorgfältig inszeniert. Meisterhaftes Genrekino, das bis zum allerletzten Bild überrascht.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/split

Pressekontakt:

Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Schloss Biebrich Rheingaustraße 140
65203 Wiesbaden

Tel: 0611/ 96 60 04 -18
Fax: 0611/ 96 60 04 -11
info@fbw-filmbewertung.com
www.fbw-filmbewertung.com

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