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Neue Westfälische (Bielefeld): Dieselskandal erschüttert die Auto-Republik Deutschland Verwalten reicht nicht Thomas Seim

Bielefeld (ots)

Das Politik-Event der Woche bestand aus einem kurzen Satz. Bundesumweltministerin Hendricks sprach ihn am Donnerstag in Wolfsburg. Die Nähe zwischen Politik und Industrie, sagte die SPD-Politikerin im Beisein von VW-Chef Müller, sei zu groß gewesen. Dass dieser Satz zum Wendepunkt werden kann, darf man aus der heftigen Reaktion von Verkehrsminister Dobrindt (CSU) schließen. Er erinnerte an den "Autokanzler" Schröder. Knapp zwei Monate vor der Bundestagswahl hat die Innenpolitik plötzlich ein kontroverses Thema, das alle anderen zurückdrängt. Dafür gibt es Gründe: Mehr als 45 Millionen Fahrzeuge gibt es in Deutschland - oft zwei oder mehr pro Familie. Also: Jeder ist betroffen - von Fahrverboten wie in Stuttgart oder Dreckschleudern vor der Garage oder der Sorge, wie man an ein sauberes Elektro-Kfz kommt, wie weit es fährt und wie man es aufladen kann. Auch um die Autoindustrie und ihre Hunderttausende Arbeitsplätze geht es. Viele Konzernchefs haben die Dramatik ihrer Lage offenbar nicht erkannt. Sie führen immer noch Verteidigungskämpfe für Diesel, für die aktuelle Produktion. Damit retten sie dauerhaft weder den Diesel noch, was schlimmer ist, die Arbeitsplätze. Im Gegenteil: Das unentschlossene Zögern verstellt Chancen und Märkte und versäumt es, die Jobs sicher zu machen. Dabei könnte man mit Mut und Entschlossenheit früherer Generationen die Produktion schneller umstellen. Man muss dieser Generation der auch selbstgefälligen Chefs zurufen: Verwalten reicht nicht! Wir erwarten schon mehr von der Elite deutscher Manager. Warum bietet niemand - nach dem Vorbild Henry Fords - den Kunden ein sehr preiswertes Sofort- oder Sehr-bald-Elektromobil an unter dem Motto "Dein Auto kann jeden Luxus haben, vorausgesetzt, der besteht in abgasfreier Fahrt für zwei oder vier Personen auf 250-350 Kilometer"? Doch zurück zur Politik. Die Krise deutscher Automobilproduktion hat eine ihrer Ursachen u.a. darin, dass auch die Bundeskanzlerin sich gern auf das Managen eines "Weiter-So" reduziert, statt die Industrie mit Leitlinien zu fordern. Die Schwäche kann ihre offensive Außenpolitik nicht überdecken. Ein Kanzler Schröder hat einst erkennen müssen, dass eine "Politik der ruhigen Hand" das Land zurückfallen lässt. Merkel scheint das nicht zu sehen. Noch nicht. Verwalten aber reicht nicht. Auch in der Politik nicht. Vielleicht wird der Wahlkampf spannender als gedacht.

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