Gelbe Karte für das Bildungssystem
Düsseldorf (ots)
Die Bürger zeigen der Schulbildung in Deutschland die gelbe Karte. Zwar halten über 90 Prozent der Bürger an der Schulbildung als Staatsaufgabe fest. Aber nur jeder Fünfte ist mit der Leistung des Staates in diesem Bereich zufrieden. Im Vergleich der Bundesländer schwankt die Zufriedenheit: In Bayern und Baden-Württemberg zeigt sich jeder Dritte zufrieden mit der Schulbildung, bei den Schlusslichtern Bremen und Berlin sind es gerade 15 bzw. 12 Prozent.
Zu diesem Schluss kommt "Perspektive-Deutschland", die größte Online-Umfrage in Deutschland. Mehr als 170.000 Bürger beteiligten sich von Oktober bis Dezember 2001 an dieser Aktion, die unter der Schirmherrschaft von Lothar Späth von McKinsey&Company, T-Online und stern.de initiiert wurde.
Die Bürger kommen somit zu einem ähnlichen Urteil wie die Bildungsexperten. Das Bemerkenswerte: Sie fällten ihr schonungsloses Urteil vor der im Dezember 2001 veröffentlichten Pisa-Studie und beweisen damit unabhängig von der Expertenanalyse ein sicheres Gespür für die Situation in den deutschen Schulen.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
- Die Rangliste der Zufriedenheit führen Bayern (29 Prozent) und Baden-Württemberg (25) an. Auf den Plätzen folgen Rheinland-Pfalz (21), Sachsen (20), Thüringen (19), Schleswig-Holstein (19), Niedersachsen (18), Nordrhein-Westfalen (18), Saarland (17), Sachsen-Anhalt (17), Mecklenburg-Vorpommern (17), Hessen (16), Hamburg (16), Brandenburg (15), Bremen (15) und Berlin (12).
- Viele Eltern unterstützen die Schulbildung ihrer Kinder. So zahlen 65% aller Eltern für zusätzliche Förderungsmaßnahmen ihrer Kinder, 35% geben hierfür bis 50 Euro pro Monat aus und 13% sogar mehr als 100 Euro.
- Das deutsche Bildungssystem ist von der angestrebten Chancengleichheit weit entfernt: Nur 25% der Eltern mit Volks- bzw. Hauptschulabschluss fördern ihre Kinder finanziell mit mehr als 50 Euro pro Monat, aber 40% aller Eltern mit Hochschulabschluss. Lehrinhalte sind Eltern mit geringem formalen Abschluss deutlich weniger wichtig für die Schulwahl. Für 24% der Eltern mit Volks- bzw. Hauptschulabschluss gehören sie nicht zu den drei wichtigsten Kriterien.
- Für drei Viertel der Beschäftigten im Bildungssektor ist es wichtig, etwas Sinnvolles für andere Menschen zu tun. Doch nur jeder Zweite (55 Prozent) wünscht mehr Selbstbestimmung gekoppelt mit mehr Verantwortung. Und: Nur jeder dritte Beschäftigte im Bildungswesen will mehr Entscheidungsbefugnisse, wenn damit das Risiko finanzieller Einbußen oder der Verlust der Position verbunden wären.
- Die Bürger bevorzugen in ihrer großen Mehrheit (69%) ein breit angelegtes, staatliches System der Hochschulbildung. Viele sind aber offen für Veränderungen im System. Ein knappes Drittel spricht sich für eine spezielle Begabtenförderung aus, die das Basisangebot des Staates ergänzt.
- Überraschend hoch ist die Bereitschaft der Bürger, im Hochschulbereich eigene finanzielle Mittel zur Verbesserung der Studienbedingungen einzusetzen. Zwei Drittel sind dazu prinzipiell bereit; ein Viertel sogar in jedem Fall, während für die Übrigen zinsgünstige Kredite eine wichtige Zusatzvoraussetzung sind. Dieses Geld sollte vor allem für Basisleistungen der Universitäten, wie eine intensivere Betreuung durch die Professoren, besonders gute Ausbildungsbedingungen und ein gutes Netzwerk zu Unternehmen, angelegt werden.
Zur Studie:
Die Online-Umfrage "Perspektive-Deutschland", eine gemeinsame Initiative der Unternehmensberatung McKinsey&Company, des Online-Angebotes von stern.de und des Internet-Providers T-Online, lief von Oktober bis Dezember 2001 und bot den Bürgern ein Forum zu den Themen Verantwortungsbereitschaft und Engagement. Sie ist die bislang größte Online-Befragung in Europa: 170.000 Teilnehmer füllten den mehrteiligen Fragebogen im Internet aus; sie kamen aus allen Regionen Deutschlands, aus allen Bevölkerungs- und Altersgruppen.
In Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftlern wie dem Nobelpreisträger Prof. Daniel McFadden (Berkeley) hat "Perspektive-Deutschland" eine neue Methode entwickelt, um repräsentative Ergebnisse zu erhalten. Hierzu wurden die Online-Antworten mit einer repräsentativen Befragung von 2.700 Personen abgeglichen, um die internettypischen Verzerrungen zu bereinigen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.perspektive-deutschland.de. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an presseinfo@perspektive-deutschland.de.
Für Rückfragen: Communication Services McKinsey&Company Tel. 0211/136 4632 GE-External_Communications@McKinsey.com
Original content of: McKinsey & Company, transmitted by news aktuell