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Westfalen-Blatt: zu Negativzins und Finanzpolitik

Bielefeld (ots)

Hilfe, Kunden drohen mit Geldanlagen! Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank hebt die Finanzwelt seit geraumer Zeit aus den Angeln. Sparer, früher umworben, werden bestraft. Noch sperren sich jedenfalls die deutschen Sparkassen und Volksbanken, bei Kleinanlegern eine »Verwahrungsgebühr« zu erheben. Doch bei institutionellen Anlegern und Unternehmen entfällt diese Scheu bereits. Für Unternehmen und Institutionen wie eine Stadt, Universität oder Klinik bedeutet dies, dass sie für ihre Liquidität nicht nur mit dem Inflationsverlust, sondern auch noch mit dem Negativzins bezahlen. Es ist ja nicht so, dass Geld immer dann fließt, wenn es gebraucht wird. Die Politik der EZB verstärkt aber die Neigung, Einnahmen schneller auszugeben. Damit wirkt sie - von EZB-Chef Mario Draghi so gewollt - als Konjunkturprogramm. Das schließt allerdings die Gefahr von Fehlinvestitionen ein, die in Zeiten knappen Geldes wohl nicht finanziert würden. Die Überlegungen von Privatanlegern unterscheiden sich nicht sehr von denen in Unternehmen. Statt verlustreich zu sparen, werden Möbel-, Auto- und andere Käufe, vielleicht auch die Traum-Urlaubsreise und Investitionen am Haus vorgezogen. Schon hat die Flucht in das so genannte Betongold zur Folge, dass die Bau- und Immobilienpreise Rekordhöhen erklimmen. Nur so lange die Nachfrage viel größer als das Angebot ist, brauchen sich die Investoren keine Sorgen haben. Doch was, wenn sich die Dinge ändern? Ältere erinnern sich, dass der Zinsanstieg in den siebziger Jahren manchen, der sich für sein Eigenheim verschuldet hatte, auch in Deutschland vor Probleme stellte. 2007 war der US-Immobilienmarkt mitverantwortlich für den Ausbruch der globalen Finanzkrise. Banken hatten in den Vereinigten Staaten Interessenten ohne Eigenkapital den kompletten Hauskauf finanziert - gern auch inklusive neuer Küche und neuem Auto. Und 2017? Dass der neue US-Präsident nicht einmal zehn Jahre nach der Finanzkrise die Sicherheitsmaßnahmen schon wieder abschaffen will, ist unfassbar. Aber ein Präsident, der als größter Job-Beschaffer in die US-Geschichte eingehen will, braucht natürlich billiges Geld. Ein Mann wie Draghi wäre so gesehen nach Donald Trumps Geschmack.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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