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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Trump: Verbaler Amoklauf von Thomas Spang

Regensburg (ots)

Verrückt oder gemeingefährlich - egal welches Etikett sich Donald Trump über die vergangenen Tage verdient hat, seine Wahl zum Präsidenten der Nuklearmacht USA bedeutete ein nicht akzeptables Risiko. Das dämmert immer mehr Amerikanern, die in Umfragen ihr Unbehagen über die widerlichen Ausfälle des Rechtspopulisten zu Protokoll geben. Trump kam mit seinen absurden, unverschämten und faktenfreien Äußerungen bei den Vorwahlen der Republikaner durch. Deren Selbstradikalisierung hat die immer weiter nach rechts gerückte Partei empfänglich für den Unsinn des National-Chauvinisten gemacht. Bei einem breiteren Wählersegment erweist sich die Strategie dagegen als Rohrkrepierer. Niemand, der nur halbwegs klar denken kann, folgt dem Spitzenkandidaten der Republikaner etwa bei dem expliziten Vorwurf, Barack Obama sei der "Gründer des IS". Selbst Sympathisanten wie der rechte Radio-Talker Hugh Hewitt fragen Trump entgeistert, ob er mit dem Begriff "Gründer" nicht zu weit gehe. "Nein, ich finde, er ist der Gründer des IS, wirklich. Er ist ihr wertvollster Spieler". Auch von seinem verbalen Amoklauf gegen Hillary Clinton rückt Trump keinen Millimeter ab. Dabei lässt dieser wenig Spielraum für Interpretationen. Wie sonst, wenn nicht als Ruf zur Gewalt, kann die Aussage verstanden werden, dass die Unterstützer des Rechts Waffen zu tragen, vielleicht etwas gegen eine Präsidentin Clinton tun könnten, wenn diese unliebsame Verfassungsrichter benenne. Die Weißwasch-Versuche seiner Fürsprecher klangen so hilflos, wie sie keinen Sinn machten. Auch das übliche Gefasel von der Lügenpresse, die alles verdrehe, zieht nicht. Trump suggerierte im Klartext ein Attentat auf seine politische Gegnerin und muss dafür politisch zur Rechenschaft gezogen werden. Als Person des öffentlichen Lebens trägt der Präsidentschaftskandidat nicht nur die Verantwortung für das, was aus seinem viel zu großen Mund kommt, sondern auch für das, was seine Anhänger daraus machen. Trump schafft seit geraumer Zeit ein Klima der Gewalt, in dem aus Worten nur allzu leicht Taten werden können. Vor allem in einem Land, dessen Geschichte mit dem Blut politischer Attentate nur so getränkt ist. Instabile oder mental gestörte Personen haben hier obendrein viel zu leichten Zugang zu mörderischen Waffen. Leider war das kein Ausrutscher, sondern entspricht einem Muster, das den National-Chauvinisten prägt. Trump plusterte sich vor seinen Anhängern schon mal damit auf, dass er seine Gegner am liebsten mit der bloßen Faust krankenhausreif schlagen wollte. Er wirbt offen für Folter, will Millionen Einwanderer deportieren und tönt, er könne ungestraft mitten in New York jemanden erschießen. Auf dem Parteitag in Cleveland fachten seine Lakaien im Publikum "Sperrt Sie ein"-Rufe gegen Hillary Clinton an, die seitdem fester Bestandteil der Kundgebungen des Bewunderers von Kerkermeistern wie Saddam Hussein und Wladimir Putin sind. Dass all dies Trump für das wichtigste Amt der Welt disqualifiziert, ist mehr als offenkundig. Anständige Konservative mit Gewissen haben daraus bereits Konsequenzen gezogen. Sie verweigern dem gefährlichen Narziss mindestens die Gefolgschaft. Das Problem ist der Rest der Republikanischen Partei, deren Führer sich zwei Fragen stellen müssen. Wie weit wollen sie sich noch verbiegen, um aus zynischem Machtkalkül die widerlichen Ausfälle Trumps zu decken? Und wollen sie riskieren, von einem Verrückten, der weder das Temperament noch den Charakter für das Präsidentenamt hat, mit in den Untergang geführt zu werden?

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