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Rheinische Post: Kommentar: Maß und Mitte gesucht

Düsseldorf (ots)

Da können die Pöbler von Dresden schreien, wie sie wollen: Deutschland ist und bleibt ein Land, das sich mehrheitlich für ein Miteinander zwischen Inländern und Zuwanderern einsetzt. Ein Land, das Freiheitsrechte nicht von Herkunft und Passfarbe abhängig macht. Ein Land, das zuversichtlich ist, weil es weiß, was es in den 70 Nachkriegs-Jahren aufgebaut hat. Das zivilisatorische Fundament müsste uns eigentlich gelassener machen im Umgang mit den Marktschreiern von rechts. Bundestagspräsident Norbert Lammert hat es in seiner beeindruckenden Rede zur Einheits-Feier gesagt: "Deutschland verändert sich, weil sich das Volk verändert hat." Ein Muslim als Schützenkönig, eine Syrerin als Weinkönigin, eine Chinesin als Uni-Rektorin, ein Inder als Oberbürgermeister. Die Vielfalt ist Alltag in Deutschland. Und sie funktioniert ja auch öfter, als das in der (zurecht geführten!) Diskussion über Islamisten, Parallelgesellschaften und kriminelle Flüchtlinge öffentlich wird. Lammert hat auch gesagt: Wo immer Verhaltensmuster der Zugewanderten mit hiesigen Regeln kollidieren, gelten die hiesigen Regeln. Ausnahmslos. Damit ist doch eigentlich alles gesagt, oder? Zur politischen Vielfalt im Land gehören nun auch die Rechten. Die AfD ist ein Sammelsurium frustrierter Arbeitnehmer, enttäuschter Rentner, politik- und elitenverdrossener Bürgerlicher, aber eben auch von völkischen Nationalisten und Rassisten. Es muss einer stabilen demokratischen Gesellschaft doch gelingen, jede Faser des Fremdenhasses zu bekämpfen, ohne hysterisch die AfD zu einer neuen NPD hochzuschimpfen. Wer vor einer "Umvolkung" warnt, irrt. Wer Flüchtlinge als Schmarotzer bezeichnet, ist ein Fremdenfeind. Wer aber die AfD-Chefin als "Bitch", die Partei als Hort von Neonazis bezeichnet und Gewalt gegen AfD-Abgeordnete rechtfertigt, nutzt nur kleinmütig dieselben Mittel der Pauschalisierung und Provokation. Gelassenheit ist die Tugend, auf die es ankommt. Am rechten und linken Rand der Gesellschaft wird das Schrille gebraucht, weil sich Extrempositionen ja gerade dadurch definieren. Aber die Mitte der Gesellschaft, politisch wie medial, sollte nicht als Brandbeschleuniger einer ohnehin aufgehitzten Debatte wirken. Und pathos-geschwängerte Mahnreden für Toleranz und Weltoffenheit sind nun genug gehalten worden. Lasst uns mal wieder über Steuern, Familienpolitik, Energieversorgung oder die Gesundheitspolitik streiten! Dann würde für manch ein Häuflein Elend aus dem rechten Demonstrantenblock auch nur noch die Reaktion übrig bleiben, die Kanzler-Ikone Adenauer als Bonmot einst in die Politik gebracht haben soll: noch net a mal ignoriere. Nicht einmal ignorieren.

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