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Weser-Kurier: Über den Bericht zur Folter in Syrien schreibt Joerg Helge Wagner im "Weser-Kurier" (Bremen) vom 19. August 2016:

Bremen (ots)

Schlimm! Wegschauen!

Jeder, der einen Internet-Zugang hat, kann die Dokumente des Grauens seit Jahren sehen. Man muss bei Google bloß die Suchbegriffe "torture fotos syria" eingeben - und starke Nerven haben. Denn die Bilder, die ein früherer Polizei-Fotograf des Regimes 2013 unter Lebensgefahr herausgeschmuggelt hat, sind noch viel entsetzlicher als die berüchtigten Fotos, die sadistische GIs im irakischen Gefängnis Abu Ghraib gemacht haben. Die Fotos des Syrers mit dem Tarnnamen "Caesar", der mit neuer Identität vermutlich in den USA lebt, erinnern an Aufnahmen aus befreiten KZ am Ende des Zweiten Weltkrieges.

Die Fotos wurden Anfang 2014 veröffentlicht - versehen mit Warnhinweisen, dass sie "verstörend" wirken könnten. Sie waren sogar im UN-Hauptquartier in New York zu sehen - aber sie hatten nie die mediale Breitenwirkung wie die Bilder aus Abu Ghraib oder gar das Foto des napalm-verbrannten Mädchens Phan Thi Kim Phuc aus dem Vietnamkrieg. Der moralische Aufschrei blieb aus. Niemand ging gegen Diktator Baschar al-Assad auf die Straße.

Das wird leider so bleiben - auch wenn Amnesty International nun dokumentiert, dass sich an der Grausamkeit von Assads Schergen kein Jota geändert hat: Jeden Monat verrecken demnach mindestens 300 Menschen in Syriens Gefängnissen. Man wird den Bericht mit bedauerndem Achselzucken zu den anderen Dokumenten, Fotos, Beweisen legen - im Bundeskanzleramt, im Auswärtigen Amt, in den Ministerien aufrechter Demokratien und in den Behörden und Dienststellen von UN, EU, Nato. Offizielle Reaktionen: null.

Unterdessen kritisiert Rudi Tarneden, der Sprecher von Unicef Deutschland, dass weltweit das Foto eines verletzten Jungen aus Aleppo verbreitet wird: Kinder sollten geschützt und nicht als Opfer sichtbar gemacht werden. Also wegschauen? Lassen wir den kleinen Omran lieber namen- und gesichtslos leiden? Doppelmoral und falsche "Political Correctness" sind manchmal genau so schwer zu ertragen wie die Fotos von Gefolterten.

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