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Börsen-Zeitung: Präsidialer Bankrott, Kommentar zu Donald Trump von Stefan Paravicini

Frankfurt (ots)

Ach du meine Güte. Donald Trump hat es schon wieder getan. Der US-Präsident lieferte in einer Pressekonferenz in New York einen weiteren schockierenden Nachweis dafür, wie sehr er mit seinem Amt überfordert ist.

Eigentlich wollte Trump über einen Erlass Auskunft geben, der die Genehmigung von Infrastrukturprojekten beschleunigen soll. Angesprochen auf die Ausschreitungen in Charlottesville am Wochenende und auf seine zunächst seltsam generische Reaktion zum tödlichen Anschlag auf Demonstranten gegen einen Naziaufmarsch in der Universitätsstadt, entgleisten dem Präsidenten dann aber nicht nur die Gesichtszüge.

Der erste Mann im Staat legte den Blick frei auf eine Persönlichkeit, die keinen Unterschied erkennen kann zwischen Rechtsextremisten, die "Blut und Ehre" skandierend mit Fackeln durch die Straßen marschieren, und Demonstranten, die auf der anderen Seite für die Grundwerte einer freiheitlichen Gesellschaft Partei ergreifen. Trump gab einmal mehr seinen völlig ahistorischen Blick auf die Welt zum Besten, und ließ erkennen, dass er nicht über die Kapazitäten verfügt, um zwischen einem General der Sezessionsstaaten wie Robert E. Lee, zu dessen Ehren sich die Rechtsextremisten zusammengerottet hatten, und George Washington oder Thomas Jefferson zu differenzieren. Die Gründerväter hätten schließlich ebenfalls im großen Stil Sklaven gehalten, gab der Präsident zu bedenken. Wer wie in Charlottesville das Reiterstandbild von Lee von öffentlichen Plätzen entfernen wolle, könne vor Washington und Thomas Jefferson kaum halt machen. Wo soll man da eigentlich mit dem Erklären anfangen?

Ein US-Präsident, der so wenig Sinn für Geschichte, Kontext und jeden Zusammenhang hat, solange der nicht mit ihm selbst zusammenhängt, ist eine Gefahr. Für das Land, das tief gespalten ist und statt der verstörenden Darbietungen eines chaotischen Weißen Haus um den Narziss in Chief umsichtiges Regieren und einige versöhnliche Gesten gut gebrauchen könnte. Für die internationalen Beziehungen, die auch ohne Trumps erratische Machosprüche kompliziert genug sind. Für die Regierungspartei, mit der man aber wenig Mitleid haben muss. Denn die Republikaner, die neben dem Kongress auch 34 von 50 Gouverneursvillen kontrollieren, heben auch jetzt nur müde den Zeigefinger, während der schwindlige Immobilienunternehmer und landesweit bekannte Hasardeur, dem sie die Tür zum Weißen Haus geöffnet haben, zum wiederholten Male präsidialen Bankrott anmelden muss.

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