Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Der Gashahn bleibt offen, Kommentar zu Sanktionen von Christoph Ruhkamp

Frankfurt (ots)

Im Extremfall könnten die neuen US-Sanktionen gegen Russland schwerwiegende Folgen für die Energieversorgung Europas haben. Wenn sich die westlichen Energiekonzerne zu stark bedroht fühlten, würden sie ihre Finanzierung der Gaspipeline Nord Stream 2 einstellen. Doch zeichnet sich derzeit ab, dass genau das nicht geschehen wird. Dafür ist das Projekt einfach zu wichtig und zu lukrativ. Neben Uniper und BASF/Wintershall aus Deutschland steuern auch Engie aus Frankreich, OMV aus Österreich und Shell aus Großbritannien jeweils rund 1 Mrd. Euro zu dem 10 Mrd. Euro teuren Pipelinebau des russischen Staatskonzerns Gazprom bei.

Durch das 1200 Kilometer lange Rohr würden die Gasimporte aus Russland nach Deutschland um ein Viertel auf 260 Mrd. Kubikmeter im Jahr gesteigert. Das entspricht rund 40% statt bisher 33% des deutschen Bedarfs. Europa braucht das Gas, weil die eigenen Quellen in Norwegen und den Niederlanden zusehends versiegen und weil aus Umwelterwägungen Gas die Atomkraft und die Kohle in den Kraftwerken sowie das Öl in den Heizungen ersetzen soll.

Wenig spricht derzeit dafür, dass die fünf an Nord Stream 2 beteiligten westlichen Energiekonzerne ihre Finanzierung einstellen werden. Denn rund ein Drittel der Kredite für das Projekt ist bereits geflossen. Und die US-Sanktionen kommen nicht rückwirkend zur Anwendung. Deshalb lehnt sich Uniper-Chef Klaus Schäfer nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn er sagt, er glaube an das Projekt Nord Stream 2 und sei fest davon überzeugt, dass es realisiert wird. Die europäische Energiepolitik dürfe nicht zum Spielball der amerikanischen Wirtschafts- und Innenpolitik werden. Gemeint ist damit der Versuch der Amerikaner, russisches Erdgas zugunsten von per Schiff angeliefertem US-Schiefergas vom europäischen Markt zu verdrängen.

Für die Europäer ist US-Gas bisher uninteressant, weil es unter hohen Kosten für den Transport verflüssigt werden muss und deshalb zu teuer ist. Der geringe Anteil an Flüssiggas, der bisher in Europa zum Einsatz kommt, stammt hauptsächlich aus dem arabischen Emirat Katar. So wird es wohl bleiben.

Die neuen US-Sanktionen gegen Russland laufen den wirtschaftlichen Interessen Deutschlands und der Europäischen Union derart zuwider, dass ihre strenge Umsetzung durch Präsident Trump einen Krieg der Wirtschaftssanktionen zwischen Europa und den USA auslösen würde. Daran jedoch ist beiden Seiten so wenig gelegen, dass die Sanktionen hoffentlich in der Grauzone der praktischen Umsetzung verpuffen werden.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 04.08.2017 – 20:35

    Börsen-Zeitung: Euro sprengt die Erwartungen, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Auf der Suche nach der größten Überraschung der Finanzmärkte in diesem Jahr führt kein Weg am Euro vorbei. Sein Höhenflug sprengt sämtliche Erwartungen. In der abgelaufenen Woche pirschte sich die Währung sogar an die Schwelle von 1,20 Dollar heran, als sie ein Zweieinhalbjahreshoch von etwas mehr als 1,19 Dollar erreichte. Damit hat sie seit ...

  • 03.08.2017 – 20:45

    Börsen-Zeitung: Verlockende US-Bewertung, Kommentar zu Siemens von Michael Flämig

    Frankfurt (ots) - Die Zukunft der Medizintechnik beschäftigt Siemens schon lange. Erst wurde die Division selbständig aufgestellt, dann im vergangenen November die Börsennotierung angekündigt. Seitdem hat sich das Management viel Zeit gelassen, die Pläne zu konkretisieren. Nachdem der Zusammenschluss mit einem börsennotierten Konkurrenten nicht geklappt hat, soll ...

  • 02.08.2017 – 20:50

    Börsen-Zeitung: Zeit, dass sich was dreht, Kommentar zur Commerzbank von Bernd Neubacher

    Frankfurt (ots) - "Zeit, dass sich was dreht (oe-ole-oe/Bis zum Leben/eo-do-de"), knödelt der Sänger Herbert Grönemeyer in einem seiner bekannteren Lieder. Es ist nicht überliefert, welche Melodie die Manager der Commerzbank auf den Lippen haben, wenn sie morgens zur Arbeit erscheinen. Setzt man indes ihren zur Schau getragenen Optimismus bei der Neuausrichtung der ...