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Börsen-Zeitung: 13000 and more, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Für den Dax rückt die nächste runde Zahl allmählich näher. Bis auf einen Rekord von 12783 Punkten ist der Standardwerteindex in der gerade abgelaufenen Woche gestiegen, und auch vom Freitagsschlusskurs von 12770 Zählern aus ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Schwelle von 13000 Punkten. Auch wenn die Aufwärtsbewegung ein eher gemächliches Tempo an den Tag legt, kann konstatiert werden, dass an den europäischen Aktienmärkten eine Blockade gelöst worden ist. Mit der Wahl des linksliberalen, proeuropäischen Emmanuel Macron zum französischen Präsidenten wurde die Angst vor einer Auflösung der Eurozone selbst aufgelöst. Das wiederum hat die Anleger, insbesondere die außereuropäischen, ihre Scheu vor Investments auf dem Kontinent ablegen lassen, was Umschichtungen in die Region zur Folge hat.

Von Gewinnen getrieben

Doch das ist nicht der eigentliche Treiber der Aufwärtsbewegung. Von größerer Bedeutung ist das sich weiter aufhellende Konjunkturbild in Europa und insbesondere die positive Entwicklung der Unternehmensergebnisse bzw. der Gewinnschätzungen. Die Gewinnentwicklung hat bereits im zurückliegenden Herbst und damit vor der Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten nach oben gedreht, womit sich die Aktienmärkte nun in einem zum positiven veränderten Umfeld wiederfinden. Hatten die Analysten in den zurückliegenden Jahren ihre Gewinnprognosen zu hoch angesetzt, um diese dann Zug um Zug nach unten korrigieren zu müssen, müssen sie sie in diesem Jahr nach oben anpassen.

Die Berichtssaison zum ersten Quartal bestätigt das verbesserte Bild mit der Folge, dass nicht nur die Gewinnprognosen nach oben geschraubt worden, sondern auch die Erwartungen für den Dax, ein Umfeld, in dem ein Anstieg des Index über die Schwelle von 13000 Zählern alles andere als verwunderlich wäre. Die Berichtssaison zum ersten Quartal verlaufe positiv, und die Gewinnrevisionen gerade für die europäischen Unternehmen hätten sich zuletzt weiter stabilisiert bzw. verbessert, so die BayernLB. Die optimistischen Gewinnerwartungen für 2017 würden also derzeit sogar leicht nach oben korrigiert, nachdem der Gewinnrevisionstrend bis Herbst vorigen Jahres noch negativ gewesen sei. Die steigenden Unternehmensgewinne bei gleichzeitigen Aufwärtsrevisionen der Erwartungen bildeten derzeit einen der entscheidenden Faktoren der positiven Kursentwicklung. Die Landesbank Baden-Württemberg hat kürzlich ihre mittelfristige Prognose aufgrund der positiven Entwicklung angehoben. Das Institut erwartet den Index Mitte Juni 2018 nun bei 13<ET>000 nach bislang 12750 Punkten. Noch zuversichtlicher äußerte sich in der abgelaufenen Woche M.M.Warburg. Die Bank hob ihre Jahresendziel für den Dax von 12800 auf 13400 Zähler an. "Unseres Erachtens nach signalisieren die fundamentalen Rahmenbedingungen, dass Anleger dem Aktienmarkt noch die Treue halten sollten." Die ausgezeichneten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten sich auch auf die Unternehmensgewinne sehr positiv ausgewirkt. Im Dax hätten immerhin 80% der Firmen, die bislang Quartalszahlen berichtet hätten, die Gewinnerwartungen übertroffen; in der Historie sei dies nur zu gut 50% gelungen. Bei den Umsätzen habe der Anteil positiver Überraschungen sogar bei mehr als 90% gelegen.

Einen Haken hat das Ganze allerdings. Zwar hat sich die Konsensprognose für den aggregierten Dax-Gewinn für 2017 seit Anfang des Jahres um 3,9% erhöht. Die Aktienkurse bzw. der Index sind mit 11,2% aber deutlich stärker gestiegen, so dass sich die Bewertung merklich erhöht hat. Zu Beginn des Jahres noch bei 13,4 liegt das Dax-Konsens-KGV für das laufende Jahr mittlerweile bei 14,4. Damit liegt das KGV nicht mehr weit vom oberen Rand der Spanne der zurückliegenden zehn Jahre entfernt. Eine weitere KGV-Expansion wird dem Markt immer schwerer fallen, und die Korrekturanfälligkeit nimmt zu.

Die kräftigen Kurssteigerungen der letzten Wochen gingen deutlich über den verbesserten Ausblick für die Unternehmensgewinne hinaus, so die BayernLB. Dementsprechend hätten die Aktienbewertungen zuletzt merklich expandiert. Zwar sei der positive fundamentale Trend bei Weltkonjunktur und Unternehmensgewinnen intakt, die Aktienmärkte hätten aber bereits viel Positives eskomptiert. Angesichts des Enttäuschungspotenzials bei den Fiskalmaßnahmen Trumps, der Erwartung abflauender positiver Konjunkturüberraschungen und des nunmehr bereits ambitionierten Bewertungsniveaus sei eine weitere Bewertungsexpansion schwer zu rechtfertigen.

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